Der Datenskandal und seine kleinen dreckigen Brüder

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DatenskandalHaben Sie das auch von dem Datenskandal gehört? Man kann jetzt die Telefonnummern von Grünen Chef Habeck oder auch von Jan Böhmermann auf Twitter angucken (Twitteraccount – viel zu spät – gesperrt) – und auch von der Kanzlerin höchstpersönlich. Einen Überblick bekommt man hier. Wenn man sich die Zahlen durchliest, versteht man auch, dass es Vermutungen gibt, dass dieser Hack aus der rechten Szene kommt. Allerdings kann ich mir bei diesen Dumpfbacken nicht so ein technisches Know How vorstellen. Was wahrscheinlich auch sehr naiv von mir ist. Aber so ist eben mein Weltbild.

Gewissheit gibt es nicht, eine relativ verschlungene Story von einem Twitter Account, der zuerst kaum Aufmerksamkeit erregte. Erst als das ganze über den gehackten Twitter Account von Simon Unge verbreitet wurde, wurde man auf die Aktion aufmerksam. All das kann man aber in den verlinkten Artikeln gut nach recherchieren. Auch das Video von Simon Unge ist an Naivität kaum zu überbieten. „Ist ja nichts schlimmes passiert …“ Aber das ist alles gar nicht mein Punkt, sondern der geht jeden und jede persönlich an. Kann man auch nachhören im Interview mit Jens Zimmerman im Deutschlandfunk. Denn es geht um persönliche Verantwortung.

Der Datenskandal und der Alltag

Gut, jetzt könnte man sich auch über die unsägliche Bräsigkeit und Inkompetenz des Innenministeriums und im besonderen Horst Seehofers aufregen, aber der Punkt ist eher bei jedem und jeder im Alltag zu machen. Ein Beispiel aus der Praxis macht es deutlich: Aus dem Umkreis habe ich den Eintrag auf dem Google Business Eintrag einer Tierarztpraxis zugespielt bekommen. Laut Aussage des Tierarztes ist der Eintrag ein Fake eines verärgerten Exfreundes. (Bei Klick auf das Bild kann man den Inhalt lesen)

Interessanter ist aber die Entdeckung dieses Eintrages: Im Gespräch unter Kollegen kam das Thema auf die gute Funktionalität von Google Business Einträgen. Besagter Kollege wusste noch nicht mal, dass es so etwas gibt, geschweige denn, dass es einen Eintrag zu seiner Praxis gibt. Denn auch wenn man keinen extra angelegten Eintrag hat, besorgt sich Google – wahrscheinlich über die Register der Gewerbeämter – alle Daten selbst, um sein Produkt Maps attraktiv zu halten. Und nur weil man keinen eigenen Account angelegt hat, heisst das nicht, dass man sich zurücklehnen kann.

So eine schlechte Bewertung kann eine Praxis ruinieren. Aber was vor allen Dingen Business ruinieren kann, ist die stoische Weigerung gerade des Deutschen Mittelstandes, sich mit dem Thema Digitalisierung auseinanderzusetzen. Bzw. sich vielleicht auch mal Gedanken darüber zu machen, wie man oder frau sich digital aufstellt. Was soll unternommen werden in Sachen Datensicherheit. Wenn man mitbekommt, wie mit dem Thema umgegangen wird, kann man nur mit den Augen rollen. Und ja, unsere Gesellschaft ist digitalisiert – auch wenn der ein oder die andere gerne mit den Füßchen aufstampft und ruft „Ich mach da nicht mit!“

Der Datenskandal und die Folgen

Schaut man sich die wirkliche Datenlage beim aktuellen Hack an, stellt man schnell fest, dass es sich vor allen Dingen um Fleißarbeit eines aufmerksamkeitsgeilen Kleingeistes handelt. Der hat sich bewusst eine große Bühne genommen, um seine Five minutes of fame zu bekommen. Die meisten Daten waren vorher schon einsehbar – wenn man nur danach gesucht hätte. Und da sind wir kurz vor des Pudels Kern: Wie gehen wir eigentlich mit unseren Daten um? Da gibt es den Kleinunternehmer, der sich denkt – ach bin ich viel zu klein für, muss ich nicht – Quatsch! Da gibt es die Privatperson, die immer noch den Mailaccount mit dem Passwort „12345“ „gesichert“ hat. Oder den Online Shop Betreiber, der es Blödsinn findet, dass seine Seite ssl verschlüsselt ist. Weil er doch so klein ist – seine Kunden geben aber munter sensible Zahlungsdaten ein – die jeder abgreifen kann. Und da wären genau die Kunden, die so etwas tun …

Unser Land, unsere Welt, unser Leben ist digitalisiert. Und wenn uns das auch noch so gegen den Strich geht! Wir müssen uns dafür aufstellen und unseren Weg finden. Der muss auf der einen Seite für jeden und jede persönlich funktionieren. Aber auch den gegebenen Tatsachen der Digitalisierung gerecht werden – und Datensicherheit ist dabei ein großes Thema.

Datenskandal und die Folgen

Im Interview mit Jens Zimmermann (s.o.) kann man sich nur wundern, wie die hohe Politik mit dem Thema umgeht. Und man wird den Eindruck nicht los, dass in der Politik vor allem Unwissenheit vorherrscht. Aber das Know How ist ja da. Da muss man eventuell auch einmal attraktive Arbeitsverhältnisse schaffen, dann kommen auch die Spezialisten ins Ministerium. Und für die kleinen Unternehmer? Nun, auch hier gibt es Menschen, die sich mit so was auskennen. Und genau so, wie man sich Putzkräfte anstellt, muss man auch für das Digitale Spezialisten hinzuziehen. Und ja, Leute, es ist nicht 5 vor Zwölf, es ist viertel nach 5. Get your stuff together!

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