Sagen wir mal so, nicht nur Nerds und Mathegenies wissen was mit der Begrifflichkeit „Algorithmus“ anzufangen. In der „modernen Informationsgesellschaft“ haben wir davon alle schon mal gehört. Aber da geht es ja schon los, denn hier haben wir die zweite Begrifflichkeit, die auch schon jeder mal gehört hat, die aber auch erklärungswürdig ist.
Ich fange mal mit der „modernen Informationsgesellschaft“ an, in der wir alle so gerne leben und die wir alle so gerne nutzen. Und die uns – zumindest ein wenig – aus den Fingern gleitet. Schlagworte wie „Netzneutralität“ haben wir auch schon mal alle gehört, aber was das für mein alltägliches Leben in der „modernen Informationsgesellschaft“ bedeutet – wer weiss das schon. Jedenfalls heißt die „moderne Informationsgesellschaf“t zu aller erst einmal, dass wir alle – zumindest fast – von überall her ständig auf alle Infos zurückgreifen können, aber auch alle – zumindest fast – überall und ständig erreichbar sind. Gerade der zweite Teil entpuppt sich im ein oder anderen Fall immer mehr als Fluch und nicht als der versprochene Segen.
Der Algorithmus und die Auswirkungen auf News
Was sich aber auch immer mehr herausstellt, ist die Tatsache, dass der Satz „auf alle Infos zurückgreifen …“ zumindest nicht in jeder Sicht stimmt. Denn jetzt kommen wir zur zweiten Begrifflichkeit, dem Algorithmus. Fakt ist, dass wir alle „theoretisch“ auf alle Infos von überall her zurückgreifen können, sich aber unsere Maschinen, über die wir vorzugsweise unsere Infos aggregieren, vermehrt eines Algorithmus bedienen. Sprich, Facebook ändert gerade seinen, damit User mehr private Nachrichten bekommen, Google macht jährlich einen weltbewegenden Event daraus, wenn der jeweilige Algorithmus neu eingestellt wird und auch solche Shopping Riesen wie Amazon nutzen ihn. Was am Ende dabei rauskommt, ist – platt gesagt – immer die gleiche Soße!
Was macht der Algorithmus mit unseren Inhalten?
Denn wenn wir einen Beitrag bei Facebook liken, wird das gespeichert und wir werden sicher diese Person, diese Fan Page in Zukunft häufiger in unserer Timeline sehen. Bei Google wird mit jeder Suchanfrage unser Profil (ob angemeldet oder nicht) verfeinert, um die Suchergebnisse noch mehr auf uns zuzuspitzen. Der gleiche Mechanismus greift bei Shopping Sites, die sich eines Algorithmus bedienen. Das ist jetzt nicht der Knaller an Enthüllungsjournalismus, eigentlich wissen wir das, aber wir ändern nichts daran, dass wir eigentlich zunehmend im Netz nur noch die eigene Meinung, den eigenen Geschmack und Vorlieben ins Ohr gepustet bekommen (- Gott bewahre mich vor der Liste der Suchergebnisse eines AFD Sympathisanten)!
Und jetzt? Nun, jetzt haben wir gerade den Fall, dass Facebook eine weitere Änderung seines Algorithmus angekündigt hat (s.o.) und damit darauf reagiert, dass Nutzer immer mehr angenervt sind, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, sprich, Freundeposts verschwinden fast völlig hinter „Official Pages„. Zuerst denkt man, klasse. Im zweiten Schritt sollte der Gedanke kommen, „Moment mal, warum kann ich das nicht selbst entscheiden?“ Antworten darauf haben meist etwas mit Komplexität, Datenmengen und – ja – Algorithmen zu tun. Schlüssig ist das nicht.
Algorithmus und seine Auswirkungen
Aber das hat natürlich auch noch weitere Konsequenzen, besonders für Publisher. Dazu schreibt das Wall Street Journal sehr weise, dass Verlagshäuser gut daran tun, ihre Abhängigkeit von Facebook zu reduzieren. Dass das generell ein guter Hinweis ist, zeigt auch die Tatsache, dass Facebook Mitte 2016 durch Verlagshäuser getingelt ist und große Geldgeschenke verteil hat, damit die Häuser zukünftig ihre Videos nicht mehr auf YouTube hochladen und dann auf Facebook teilen, sondern direkt die Videofunktion von Facebook nutzen. Und, was haben die Verlagshäuser getan? Das Geld genommen und ganze Redaktionen davon neu aufgebaut. Dumm nur, dass im September dann überall die einseitige Kündigung der Vereinbarung von Facebook auf die Verlagstische segelte – und jetzt kein Geld mehr gezahlt wird. Weil sich nämlich die Videofunktion ausreichend etabliert hat.
Und was sagt uns das? Nun, dass Facebook ein Privatunternehmen ist, das konsequent seine eigenen Interessen vertritt. Und, dass Marc Zuckerberg die Macht hätte, morgen zu sagen, dass ab sofort Facebook nur noch eine Plattform für Kleingartenbetreiber ist. Und dass es dumm ist, unternehmensrelevante Daten – und das sind die Fans einer Unternehmenswebsite – auf fremden Plattformen zu sammeln, auf die ich im Zweifel keine Zugriffsrechte habe. Und dass ich mich frage, wann Deutsche Medien endlich mal wach und aktiv werden und sich nicht immer an das alte „Wag the Dog“ halten. Es wäre Zeit für einen relevanten neuen News Aggregator – und ja, Google ist aber soooo groß. Das kann man aber auch noch in zehn Jahren sagen – und sich immer noch beschweren!
Und die Nutzer? Nun, es ist Zeit, sich mal Gedanken darüber zu machen, was einem wirklich objektive Nachrichten wert sind. Und wer eigentlich die Hoheit über die eigenen Daten hat. Da könnte man jetzt gleich noch was über das neue Datenschutzgesetz sagen – aber das wird dann sicher eine neue Geschichte … 😉