Liegt es am Datum oder liegt es einfach an einer Branche, die sich partout nicht auf neue Gegebenheiten einstellen wollte? Jedenfalls meldete die Frankfurter Rundschau am 13. November 2012 Insolvenz an. (Der verlinkte Artikel auf Tagesschau.de zeigt sehr schön auch die Chronologie auf!) Zwei neue Gesellschafter (DuMont und die SPD eigene DDVG) haben es im neuen Jahrtausend nicht geschafft, eine der „Bollwerke deutschen Journalismus´“ zu retten.
Ja, so steht´s in den News zu diesem Ereignis, das Bollwerk, die Grundfeste der Demokratie und was sonst noch. Liest man sich ein wenig in das Thema ein, hat man den Eindruck von Götterdämmerung – und dabei dämmert ja schon gleich das nächste Bollwerk um die Ecke – auch die FTD ist pleite und wird eingestellt. Wenn man den Gerüchten glauben schenken darf, ist auch die Berliner Zeitung nicht weit davon entfernt.
Und Gründe dafür? Nun, die Auflage schwindet, die Anzeigenkunden laufen scharenweise weg … Und Lösungsvorschläge? Nun, in einem Artikel hab ich – wen wundert´s – was über staatliche Hilfen gelesen. Denn die Gründe für den Niedergang sind ja alle so plötzlich aus dem Himmel gefallen und ausserdem ist es ja auch eine Frechheit, dass niemand mehr Anzeigen schalten will, kein Abo mehr will.
Ich will gar nicht hämisch sein, aber gerade bei der FR fällt mir die Geschichte eines Bekannten ein – verantwortlich für Verkauf und extra zur Umsatzsteigerung geholt. Auf dem Weg zurück von einem Kunden die Aufforderung an den begleitenden Verkäufer, das Besprochene in einem Angebot zusammenzufassen. Lange Zeit keine Reaktion des Angesprochenen, bis der fragt: „Wie macht man ein Angebot?“ – weil bisher man immer doch angerufen wurde von den Kunden.
Und genau so wie solche Verkäufer da gesessen haben und sich nur gewundert haben, dass keiner mehr anruft, hat die ganze Branche auf die „Krise“ reagiert: Man fragt nicht, was man tun kann, um sich an die neuen Marktgepflogenheiten anzupassen, sondern man sitzt erstarrt und hofft, dass das eigene Geschäftsmodell noch so lange funktioniert, bis man selbst nicht mehr muss.
Und ja, man könnte jetzt auch über die Musikindustrie, das Radio, TV und all die anderen Lamentierer reden, deren einziges Mittel der Krisenintervention der Schrei nach Reglementierung ist. Aber das will ich gar nicht. Ich bin Optimist und lösungsorientiert – zuweilen zumindest.
Deswegen könnte man gerade bei Zeitungen mal über den Tellerrand gucken, sich Gedanken machen, wie man MIT den geänderten Marktgepflogenheiten ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickelt. Wie wäre es z.B. mit einer Community Zeitung – wie z.B. die Gießener Zeitung es vorgemacht hat. Oder die Einbeziehung von Blogger Journalismus in eine Zeitung, will sagen, warum wird aus der FR nicht Deutschlands gedrucktes Blogger Journal – weil es evtl. ein bisschen wenig als Reaktion auf die Entwicklung ist, einfach nur mal lustige Tweets abzudrucken.
Es gäbe viele Möglichkeiten, ein Medium zu transformieren – wer allerdings im Ausharren die Lösung sieht oder innerhalb von 3 Monaten ein ROI erwartet, der wird den Weg des Vergänglichen gehen. Und das ist schade, ich mag meine Zeitung zum Frühstück ….