Eine meiner ersten Amtshandlungen in meinem ersten Job in Online Verantwortung war die Verkündung, dass es ab jetzt keine Online Redaktion mehr gibt. Damit wollte ich mich nicht meines Jobs berauben, sondern klar machen, wofür meine Arbeit steht.
Das klassische Bild des Online Redakteurs gehört meiner Meinung nach der Vergangenheit an. Meine Kommunikation in jenem Job ging dahin, dass ich versucht habe, klar zu machen, dass meine Abteilung dafür da ist, Dinge online zu ermöglichen – „Redaktion“ können andere besser, die dafür ausgebildet sind. Das sollen auch die machen.
Wenn man sich den klassischen Online Redakteur anschaut, ist das meist ein Mensch, der einfach irgendwann mit dem Thema konfrontiert wurde. Meist in einer Zeit, als die meisten mit online noch nichts zu tun hatten. Meist ist er oder sie auch technikgetrieben zu dem Thema gekommen. Er oder sie war halt der-/ diejenige, die online was zusammen basteln konnte. Irgendwann wurde dann vom Arbeitgeber noch schnell ein Kurs „Online Redaktion“ für den Mitarbeiter gebucht – da wurde in aller Schnelle das „Schreiben“ gelernt. Das heißt aber nicht, dass dieser Online Redakteur in irgendeiner Art und Weise Kompetenz dafür hätte, Content zu produzieren …
Content produzieren ist etwas, dass man als Redakteur in der Ausbildung – egal, ob über Voluntariat oder Seiteneinstieg -gelernt hat. Insofern sollte man die Kompetenz auch da abholen,wo sie tatsächlich ist.
Und gerade durch solche Maschinen wie WordPress wird es solchen „Content Profis“ ermöglicht, diesen Content auch mit einfachsten Mitteln online zu stellen. Und dadurch wird das klassische Gewerbe des Online Redakteurs in letzter Konsequenz überflüssig. Denn diese Maschinen sind so user friendly, dass ja gerade jeder seinen Content online stellen soll und kann – ohne gößeres Hintergrundwissen. Somit steht der Content wieder im Vordergrund!
Aber was heißt das für die klassische Online Redaktion? Eigentlich, dass man sie abschaffen kann und statt dessen mit einem – meinetwegen aus Freelancern bestehendem – kleinen Team ersetzt und so Voraussetzungen schafft, die es einer kompetenten Content-produzierenden-Redaktion ermöglicht, auf einfachste Weise diesen Content online zu veröffentlichen. Diese Units müssen zum großen Teil aus „Freien“ bestehen, weil nur in dieser Szene „Know How“ dann abrufbar ist, wenn es auch aktuell gebraucht wird. Strukturen schaffen gerade im Online Bereich Stillstand und die Neigung zum „Das ist so, denn das war schon immer so!“. Aber gerade im Online Bereich ist diese Einstellung das Aus – weil Innovationen quasi täglich entstehen.
Nur ein waches Team, dass möglichst breit (gerade ausserhalb von Strukturen) vernetzt ist, kann die aktuellen Trends aufspüren und so dem wertvollen Content ermöglichen, dass er schließlich von den Usern gefunden und konsumiert wird!