Die Privatisierung des Öffentlichen

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Privatisierung des ÖffentlichenEigentlich muss man sagen, dass Christian Wulff Opfer dieses Trends geworden ist – der Privatisierung des Öffentlichen. Egal wo und wie man sich heutzutage im professionellen Umfeld bewegt – der private Mensch ist gefordert!. Und nicht nur gefordert, sondern gewollt. Ich will meinen Kunden, meinen Geschäftspartner, mein Idol auch und gerade im privaten Zusammenhang kennenlernen. Und dadurch kommt es zwangsläufig zu Übergriffen, die nicht wirklich einem professionellem Verhältnis entsprechen. Wer das Pech hat – wie Christian Wulff – dass er an exponierter Stelle steht und diese Grauzone betritt, der muss letztendlich damit leben, dass die Gesetzgebung und der Common Codex dieser Entwicklung hinterher hinken.

Die Privatisierung des Öffentlichen – was heißt das konkret? Nun, fangen wir mit der PR Arbeit an: Vorbei die Zeiten, in der man mit klassischen Pressemitteilungen noch eine Schnitte verdienen konnte, um so auf seinen Event, sein Produkt oder die Sache aufmerksam zu machen. Heute muss es ein Blog sein – ein Corporate Blog. Und dieser muss mit Kante geschrieben sein – die Autorin muss im Text mit ihren Vorlieben erkennbar sein, auf Kommentare persönlich antworten und am besten noch mit ihrem persönlichen Account auf Facebook verlinkt sein.

Das Soziale Netz ist dann auch das Role Model für die Privatisierung des Öffentlichen. Dort kommt der Trend her. Hier werden munter Urlaubsfotos, kulinarische Vorlieben oder auch Aufenthaltsorte gepostet. Wer bei den Einstellungen nachlässig ist, malt so eine persönliche Landkarte, die für Jedermann zugänglich ist. Hat er seine Sicherheitseinstellungen streng eingestellt, geht das Gegenüber davon aus, dass er was zu verbergen hat. Auch nicht gut. Und das zieht sich das als roter Faden durch das Soziale Netz.

Oder nimmt man die gute alte Lobbyarbeit, die früher so diskret nach still vereinbarten Codes über die Bühne ging. Heute grüßt man sich mit Vornamen, kennt die Kinder des Gegenüber und war im Zweifelsfall schon mal auf der ein oder anderen privaten Grillparty – die Grenzen verschwimmen, die Privatisierung des Öffentlichen hat auch diesen Job grundlegend verändert. Und damit auch das Risiko, die vereinbarten Codes zu verlassen und damit auf ein Minenfeld zu geraten – siehe Casa Wulff.

In jedem Verkaufsgespräch ist es heute Usus, über die Kinder, den Urlaub etc. zu reden – es wird sogar in Schulungen empfohlen. Junge Kollegen haben Spaß daran, messen Ihren Erfolg daran, dass sie zu ihren Kunden freundschaftliche Verhältnisse aufbauen …

Aber was heisst das – gerade im professionellen Umgang. Wie soll man/ frau mit der Privatisierung des Öffentlichen denn umgehen, wenn auf der einen Seite genau das von allen erwartet wird, aber man auf der anderen Seite ständig mit einem Zeh hinter Gittern steht! Und vor allen Dingen, woher kommen die Übergriffe?

Zuerst einmal – wie erwähnt – muss man sagen, dass Social Media Privatisierung des Öffentlichen befeuert hat. Und da liegt auch das Problem. Im Anfang haben wir alle munter auf Facebook, Twitter et al unseren Spieltrieb ausgetobt, mit Freunden nach Lust und Laune Fotos ausgetauscht und uns so benommen, wie man sich nur im privatesten Bereich bewegt. Dann kamen die ersten professionellen Accounts auf und wir merkten, ups, das ist ja online für jeden erreichbar. Und dann? Fingen die Probleme an.

Deswegen muss nun der Schritt zurück kommen – zurück ins wirklich Private. Der Schutzraum, den jeder benötigt. Und die Privatisierung des Öffentlichen muss genau das sein, was sie ist – eine professionelle Attitüde. Wer den Kunden auf Grund von Verkaufsgesprächen als wirklichen Freund sieht, wer im privaten Zusammenhang zu sehr dealt, wer wirklich Privates im professionellen Bereich ausbreitet, macht eben einen Fehler.

Das Zauberwort heisst Authentizität – eine Einstellung, die Werte erkennen lässt, ohne dabei anzubiedern. Und wer sich immer überlegt, würde ich das, was ich da jetzt poste, schreibe oder sage, auch auf dem Markplatz tun, hat eine gute Guideline! Und schafft das, was gefragt ist: Die Privatisierung des Öffentlichen als große Kunst des modernen professionellen Lebens zu verstehen!

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