Mut zum Anderssein

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logoZum zweiten Mal schon darf ich mein Amt als Juror der LFK in Baden Württemberg ausüben – in diesem Jahr in der Kategorie Volontäre. Diese Kategorie wurde bis zum letzten Jahr vom plötzlich verstorbenen Rainer Cabanis bearbeitet – also, große Fussstapfen, in die ich da reintreten muss.

Der 2. Januar ist ein perfekter Tag, um die 19 eingereichten Beiträge in Ruhe durchzuhören – die Frau beim Friseur ( 😆 ), die Kinder beim Schlittenfahren und ich hab Zeit und Muße.

Der erste Eindruck: Es ist viel handelsübliches Zeugs darunter, größtenteils montierte O-Töne mit schon tausendmal gehörten Zwischentexten, teilweise Moderationseinsätze von Voluntären, die aber auch erschrecken ob Ihrer Glattheit und Professionalität. Denn  sind nicht gerade die jungen Kollegen in der Ausbildung da, um immer wieder den „Alten Hasen“ den Weg zu weisen, wo man auch noch hingehen könnte …

Vielleicht ist das nur zynisches Gewäsch von einem viel zu alten Sack, der einfach nur eigene Wünsche auf andere Menschen projiziert. Denn schliesslich und endlich SOLLEN Voluntäre ja das Handwerk lernen und wenn sie dieses professionell bedienen, ist doch der Sinn und Zweck der Ausbildung erfüllt. Insofern zweifele ich an meinem eigenen Urteil und denke schon, dass ich vielleicht noch mal neu anfangen sollte, die einzelnen Beiträge zu hören und zu bewerten …

Doch dann kommen sie doch, die paar Juwelen, die beweisen, dass es doch immer noch Volontäre gibt, die entweder das „übliche“ so souverän bedienen, dass es einfach durch pure Qualität überzeugt oder die auch mal den „anderen“ Weg nehmen, um ein ansonsten staubtrockenes Thema zum leuchten zu bringen.

Dabei muss ich an einen Berater aus Tagen im Holozän denken, der einmal sagte, dass man auch im Radio für das Anpacken eines Themas einen prall gefüllten Werkzeugkasten hat. Im Allgemeinen werden aber nur 2 – 3 davon benutzt, der Rest liegt meist unbenutzt am Boden des Kastens.

Insofern, hier mal ein ganz subjektiver Aufruf sowohl an die Ausbilder, wie die Auszubildenden:

  • Liebe Ausbilder, bitte nicht vergessen, dass neben der üblichen Vermittlung des Handwerks auch immer noch Platz sein sollte für das Loslassen der Leinen, das meist zu überraschenden Ergebnissen führt (aber auch zeitintensiver ist!).
  • Liebe Auszubildende, bitte nicht so „gerade“ auf die gerade Karriere schielen, sondern immer wieder die Tatsache nutzen, dass man gerade zu Beginn einer solchen noch Dinge wahrnimmt, die im späteren Berufsalltag durch das Alltagsgeschäft verdeckt werden.
  • Für beide: Mehr Mut!
Comment

4 Replies to “Mut zum Anderssein”

  1. Ein Satz der mir zu meiner Volontärszeit noch im Kopf ist und mir ein Dozent sagte, war:

    „Hab auch immer mal den Mut, etwas gegen die Leitplanken zu fahren – geradeaus fahren kann jeder!“

  2. Hallo Markus,

    für mich als Radiomädchen und zukünftige Volontärin ein spannender Beitrag! Wünsche es mir aber konkreter! Daher schreib doch mal bitte einen Blogbeitrag darüber, was genau Du als erfahrerner (nicht: alter!) Hase als modern und lebendig empfindest, gerne mit Beispielen!

    Herzliche Grüße! 🙂

  3. Nun, Beispiele? Bei Beispielen fallen mir immer wieder der Morgenhans von BIG FM ein. Klar, der ist jetzt auch nicht mehr der jüngste und neuste, aber er ist jemand, der konsequent auf sich und seine Eigenarten gesetzt hat – schon ganz im Anfang bei ffn. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass es den gehörigen Mut schon bedarf.
    Aktuell habe ich mit Praktikanten zu tun, die konsequent wach sind. Sich einmischen und sich nicht zu schade sind, damit einfach auch mal auf die Schnauze zu fallen. Sei es bei der Programmplanung oder bei eher konzeptionellen Dingen – sie haben eine Meinung und teilen diese mit. Das empfinde ich als Geschenk, weil man ja doch eher in den gewohnten Bahnen denkt. Dabei darf man nicht die Technik vergessen, aber nicht nur auf Technik setzen.
    Ich beobachte da einen Backlash in Richtung Persönlichkeit. Das ist nur natürlich, da durch Netzvertrieb jeder Content theoretisch überall verfügbar ist – da brauch es einfach orginären Content.
    Also, Faustregel: Technik lernen, sich selbst entwickeln und die Kanten schärfen.
    Reicht das oder muss ich das große Geschirr anspannen und einen Artikel schreiben? Komme mir so oberlehrerhaft vor …

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